Im Rahmen meiner Coverband soll ein relativ großer Bereich an unterschiedlichen Bands und damit auch Sounds abgedeckt werden. Als Les Paul - Fan kann man mit entsprechendem Instrument gelassen an die meisten Sachen heran gehen. AC/DC, ZZ Top, Foreigner, Aerosmith, Free, etc. sind damit natürlich absolut genial! Was will man mehr? An die Grenzen des Machbaren stößt man allerdings, wenn es um Songs von Van Halen, Scorpions oder alte Bon Jovi geht. Prinzipiell natürlich auch mit LP spielbar, aber schon allein der Umstand, dass man kein Floyd Rose - Vibrato hat, nervt einfach. An bestimmten Stellen geht's einfach nicht ohne!
Also war ich auf der Suche nach einer Superstrat! Denn nicht der Hebel allein, sondern auch die konstruktionsbedingten Unterschiede im Sound spielen eine ganz erhebliche Rolle. Dabei sollte sie mir optisch zusagen und sich preislich wenn möglich im Bereich zwischen 500 und 700 Euro liegen. Die große Kohle gibt man ja schließlich eher für Gitarren aus, die als Hauptinstrument gedacht sind. Beim stöbern fiel mir immer wieder die Kramer Baretta Pewter Grey ins Auge. Optik, Preis und zu erwartende klangliche Eigenschaften schienen quasi perfekt. Doch grau ist eben auch alle Theorie! Man setze sich ins Auto, einmal kurz aufs Gas und schon bin ich da! Bei Thomann im Gitarrensalon! Und tatsächlich steht sie da doch ganz unauffällig wie ein Mauerblümchen. Angeschlossen, getestet, mitgenommen! Heim gekommen, los gefiedelt und seitdem nicht mehr aufgehört!
Die Kramer ist eine sog. Superstrat, populäre Bauform in den 80ern, sehr beliebt im Metal und Hardrock - Bereich. Man nehme eine Strat, schraube ihr einen Humbucker ein, gebe ihr ein Floyd Rose - Tremolo und dann Vollgas! Die Baretta ist zudem ganz auf das Wesentliche reduziert. Ein Pickup am Steg, Volume - Poti, fertig! Mehr braucht man nicht!
Nun aber das Wichtigste: der Klang! Allein akustisch klingt die Baretta schon unglaublich kraftvoll. Strat - Charakter, sehr drahtig in den höhen und Mitten, sehr straff im Sustain. Bedingt dadurch, dass das Floyd Rose Vibrato nicht frei schwebt, sondern flach auf dem Korpus aufliegt, schwingt das ganze Instrument deutlich fühlbar und sehr kräftig! Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass man das Vibrato dadurch nur in eine Richtung bewegen kann, aber das ist angesichts der beeindruckenden Tonentfaltung zu verschmerzen. Der akustische Endruck bestätigt sich am Verstärker voll und ganz. Der heiße Jeff Beck - Pickup leitet die Energie exakt in die Bahnen, auf denen die Magie passiert! Gain auf Halbgas und alles klingt einfach nur wuchtig, potent, fett, aber immer dynamisch, klar, 80ies, Van Halen, Scorpions! Der Regelweg des Volume - Potis vermittelt den Eindruck, als wäre es umgedreht - logarithmisch! Im ersten Drittel noch relativ clean. Wundervolle crunchige Sounds, der akustische Charakter des Instruments kommt voll zur Geltung. Panamaaaaaaa! Über diesem Regelpunkt gibt's dann nur noch ein Gas: Vollgas! Der schlanke Hals unterstützt schnelles Spiel perfekt, typisch für die ST - Bauform hängt sie sehr ausgeglichen am Gurt, das Gewicht ist angenehm, v.a. dann, wenn mal LP gewohnt ist! Einzig die Saitenlage erscheint mir ein wenig hoch für meinen Geschmack, aber vertretbar. Kann man ja auch ändern.
Ich besitze die Baretta nun seit einigen Wochen und bin mehr als angetan. Natürlich klingen mit ihr auch andere Sachen als 80er Hardrock gut. Aber genau das ist es, wofür sie gemacht ist. Das spiegelt sich schon in der Ausstattung wider. Genau für dieses Genre hab ich die Gitarre gewollt, gekauft und genau das macht sie! Der Preis für das, was man bei diesem Instrument bekommt, ist eigentlich fast lächerlich gering! Wer den Sound der 80er will ohne sich zu verschulden, der bekommt ihn hier. Nicht mehr und nicht weniger!