Maton-Gitarren spalten die Spieler-Gemeinde. Oftmals werden sie gebasht, weil der akustische Klang enttäuscht (für das Geld). Sie seien zu leise, nicht komplex genug und würden gegen bekannte Kollegen deutlich den kürzeren ziehen. Nun, ich kenne die alten Serien von Maton nicht. Wohl behauptet die Firma allerdings bei der SRS-Serie die akustischen Eigenschaften verbessert zu haben. Dafür habe ich ein Dutzend anderer Gitarren zum Vergleich hier (Lakewood, Furch, Ibanez, Yamaha, Seagull etc.) und denke ich kann schon einiges dazu sagen.
Doch der Reihe nach. Die Gitarre kam bestens verpackt und sicher bei mir an. Wenn man den Koffer öffnet, kann man vor der kleinen Schönheit nur niederknien. Allein für den Geruch, der dem Koffer entströmt, lohnt sich der Kauf. Das riecht wie das Paradies aus Holz, Leim und gutem Handwerk. Als ich die Gitarre rausnahm war ich überrascht, dass sie etwas tiefer als eine gewöhnliche OM gebaut ist. Dann spielte ich einen Akkord. Die war perfekt eingestellt und gestimmt! Und das, obwohl sie bei Thomann ganz sicher niemand aus dem Koffer genommen hat. Das ist bei den Preisen und Massen einfach nicht mehr drin. Die Gitarre ist also trotz langer Reise von Australien und riesigen Temperatur-, und Feuchtigkeitsunterschieden (da ist schliesslich gerade Sommer) perfekt eingestellt und gestimmt bei mir gelandet.
Ein ganz dicker Pluspunkt.
Kommen wir nun wieder zum Sound. Ist sie denn wirklich so leise? Nun ja, ich gebe zu, die meisten meiner anderen Gitarren, wenn nicht alle, sind lauter. Nehme ich zum Vergleich eine ähnliche Furch OM30 heran, die flacher gebaut ist , aber etwas größer, dann klingt die Furch deutlich lauter und lebendiger. Doch seit wann ist das Volumen das einzige Kriterium für Klang. Laut heisst ja nicht gleichzeitig rund (okay,bei der Furch schon). Doch das wäre ja so, als würde man ein Fahrzeug nur nach den PS beurteilen. Was ist mit Fahrspass, Komfort, Design, Kultfaktor, Sicherheit, Wiederverkaufswert etc.? Ich spiele seit fast 30 Jahren und war lange Berufsmusiker. Für mich sind die Bespielbarkeit und der Spass, oder nennen wir es die Inspiration durch eine Gitarre, gleichrangig mit dem Sound. Was nützt eine laute A-Gitarre, wenn ich mich darauf abkämpfen muss, um nur die einfachsten Dinger zu spielen. Was ist mit den Gitarren, die man hochnimmt und sofort was riskiert, ungewohnte Dinge spielt und dieses Gefühl bekommt, dass man durch das Instrument ein besserer Musiker und Instrumentalist wird? Und genau das macht die SRS. Doch nun im einzelnen: Da dieses Instrument ja für die Bühne gebaut ist (Maton Slogan: handmade for world stages) muss der elektrische Sound gesondert betrachtet werden. Hier meine persönlichen Kategorien Skala (1 schlecht -10 perfekt):
Sound akustisch 8:
Der Sound ist nicht so laut, wie der anderer Hersteller, aber schön und mit einem besonderen Timbre. Es fehlt nichts. Auch wenn der Bass dezenter Natur ist. Dafür hat die Gitarre aber singende Mitten und funkelnde Höhen und genau die wollen wir beim Fingerstyle ja als melodie-tragende Frequenzen haben. Jetzt muss man sich die Frage stellen, wer denn ernsthaft mit einer Westerngitarre ein Konzert spielt, ohne sie zu verstärken? Ich kann mir daher nur zwei Anwendungen vorstellen, für die die Maton nicht optimal ist. Ein Singersongwriter, der gerne Hauskonzerte ohne Amp vor 5-10 Personen spielt (oder Strassenmusik macht) und einen mächtigen Dreadnought-Sound als Strumming-Teppich braucht. Und ein Soundfetischist, der alleine zuhause ohne Amp spielt und sich in lauten Obertönen baden will. Es bleibt das Geheimnis der Firma, ob sie die Gitarren extra leiser bauen, damit sie evtl. auf der Bühne (denn das ist ihre Bestimmung) weniger Feedback-Probleme bekommen, ob sie es aus Prinzip nicht machen oder einfach nicht können.
Sound elektrisch 10+++:
So, nun kommen wir wohl zum Höhepunkt. Der Sound über den Amp ist unschlagbar. Das Mikro de Ap5 Pro mischt herrlich frische Holzsounds zum schon an sich super klingenden Piezo. Dazu hat man noch eine EQ Einheit von Höhen, Bässen, Mitten und einem Feedbackregler. Extrem einfach zu bedienen und doch der wohl derzeit beste verstärkte Akustik-Gitarrensound auf dem Planeten. Doch doch. Ich habe in allen meinen Gitarren Systeme eingebaut oder einbauen lassen, wenn keines drin war. K&K Trinity, Pure Western, B-Band dual, Fishman ect.). Das war jedesmal ein ziemlicher Aufwand, von den Kosten ganz zu schweigen und auch das Ergebnis war nicht immer vorhersehbar/gut. Auch der Batterie-Wechsel wird bei selbst eingebauten Systemen schnell krampfig. Bei Maton hat man durch das werkseigene System die Möglichkeit, die Frequenzen der Gitarren genau zu studieren und das Ap5 System darauf abzustimmen. Das ist das Erfolgsgeheimnis des Maton-Bühnensounds. Die Batterien werden leicht von oben in den Preamp gesteckt. Alles durchdacht. Leider ist KEIN Tuner drin. Ich empfehle jedem dazu einmal bei DURÖHRE Adam Rafferty einzugeben. Er gehört zu den besten Fingerstylern überhaupt erklärt ehrlich und sympathisch, warum er sich für Maton entschieden hat. Für ihn ist es nicht die beste A-Gitarre der Welt, aber die beste A-Bühnen-Gitarre der Welt.
Verarbeitung 10:
Die Gitarre ist wirklich perfekt verarbeitet.Die Bünde toll abgerichtet, der Hals bene. Die Grover Mechaniken laufen super, der Sattel ist astrein gekerbt. Keine Leimreste, keine Unsauberkeiten. Pickup sehr unauffällig eingebaut. Besonders die Hölzer begeistern durch ihre interessante Maserung. Blackwood kannte ich vorher nicht, aber es ist wunderschön. Und der Hals ist aus hellem Ahorn. Erstmal ungewohnt, sind doch 99% aller Hälse von A-Gitarren aus Mahagoni. Aber ich finde ihn großartig.
Bespielbarkeit/Inspiration 10:
Für mich das weitere ganz große Plus. Auf keiner meiner anderen Gitarren lässt sich so leicht und schnell spielen. Der Hals erinnert schon fast an eine E-Gitarre. Ich hatte Sorge, dass mir die 44mm am Sattel zu eng wären, sind sie aber nicht. Besonders auffällig ist, wie geschmeidig auch Bendings von der Hand gehen. Es ist fast surreal wie leicht alles geht. Zusammen mit den matten, toll gemaserten und duftenden Hölzern ist das eine sehr inspirierende Packung, die sich dann auch noch 1:1 auf dem Amp übertragen lässt. Man will die Maton nicht mehr aus der Hand legen. Deswegen wird man zwar nicht zum Tommy Emmanuel, aber plötzlich ist doch eher zu begreiflich, wie er solche Kapriolen auf seiner Gitarre machen kann. Die Maton ist sicherlich keine Ausrede mehr, um nicht virtuos zu spielen. Das einzige Limit ist hier nur noch der Spieler und nicht die Saitenlage oder sonst was.
Zubehör 6:
Hier muss ich dann doch etwas meckern. Der mitgelieferte Koffer ist super. Allerdings muss , um den Stellstab zu verstellen, ein eigens von Maton gefertigtes teures Tool gekauft werden, das nicht beiliegt. Ich habe das nur bei Maton im webshop gefunden. Das ist schon krass. Dann noch der Feedback-Buster. Das einfache Gummiding im Wert von wenigen Cents wird für 30 Euro angeboten. Ne Frechheit. Und dann ist es auch noch so unflexibel, dass es man es mit viel Kraft ins Schallloch drücken muss und Angst um die Gitarre bekommt.
Fazit:
Ich kann die Kritiker der Maton-Gitarren nicht verstehen, jetzt da ich selbst im Club bin. Die Gitarre auf ihren nicht sooo vollen (wenn auch sehr lieblichen) Ton zu reduzieren ist absurd. Jeder Trottel sollte nach zwei Minuten mit der Maton verstanden haben, dass es sich um Instrument für Performer handelt, die auf der Bühne keinen Stress mit Feuchtigkeit, Saitenlage oder quälenden Piezosounds brauchen, sondern ein extrem leicht zu spielendes Instrument aus super Komponenten und mit dem Mega-Bühnenklang. Wenn man sich überlegt, dass man für eine ähnliche gute Gitarre mindestens 1000 Euro hinlegen und dann noch ein PU-System für 500 Euronen einbauen lassen muss, dabei die Garantieansprüche verliert und nicht weiss, ob es am Ende vom Klang her passt, dann ist die Maton Srs808 eine ganz sichere Nummer und keinen Cent zu teuer.