Am Anfang meiner elektrifizierten Kariere hatte ich keine hohen Ansprüche. Doch mit jenen wuchs auch mein elektroakustisches Wissen. Gepaart mit einem stets klammen Geldbeutel musste dieser Abnehmer immer wieder noch ein paar Monate her halten. Inzwischen benutze ich ihn seit 8 Jahren. Nun brauchte ich aus mechanischen Gründen einen Ersatz und hab ihn mir wieder gekauft. Einfach, weill es der billigste ist und weil ich einen Weg gefunden habe, ihn zum Leben zu erwecken.
Es ist eben ein Piezo wie jeder andere: knackig in den Tiefen, dumpf in den Mitten und schrill in den Höhen. Außerdem nimmt der Piezo am Steg logischer weise keinen natürlichen Nachhall des Korpus auf. Für Metalriffs oder jazzige Pizzikati völlig ausreichend.
Sobald es ins akkustische geht, ist der Sound nicht mehr zu gebrauchen. Mit Equalizing und dem richtigen Hall lässt sich das ein wenig in den Griff bekommen aber gut ist der Sound davon immer noch nicht.
In der Benutzung gibt es aber ein paar Tricks und Kniffe, um besseren Sound zu bekommen.
Erstens:
Bedienungsanleitung lesen! Nach drei Jahren habe ich erst mitbekommen, dass der eine Piezo für die tiefe Seite am Steg ( unter der C-Saite ) gedacht ist und der andere für die hohe. (unter der A-Saite ) Hällt man sich daran, bekommt man zumindest reproduzierbare Soundergebnisse :D
Zweitens:
Preamp! Ich weis, wer diesen Abnehmer kauft, wird wohl kaum 200¤ für einen Preamp ausgeben wollen aber seht zu, dass ihr euren Abnehmer in einen hochohmigen Eingang bekommt. Oft reicht schon eine aktrive DI-Box. Das zu erklären würde hier den Rahmen sprengen. Informiert euch einfach mal zu Impedanzanpassung. als Ansatzpunkt: dieser Piezzo hat irgend etwas zwischen 3 und 10MOhm - also viel.
Drittens, hier fängt das Schummeln an:
Ich habe Angefangen den Piezo für die Höhen nicht mehr in den Steg zu klemmen sondern mit Klebmasse für Kontaktmicros über dem Bassbalken auf den Korpus zu Kleben. Die Klebmasse geht wieder ab, wenn auch erst nach einer Weile rubbeln. Das gibt etwas Korpushall hinzu und klingt bis in den Mittenbereich schon viel angenehmer. Die kratzigen Höhen gehen davon aber noch nicht ganz weg.
Viertens, und jetzt kommts:
Impulsantworten! Ich habe ein Multieffektgerät gesponsert bekommen, welches IR abspielen kann. Da habe ich eine Tonleiter eingespielt (mit Piezzo und Studiomicro eines Freundes - gleichzeitig!) und das ganze duch eine Software namens Deconvolver geschickt. Danach lud ich die IR auf das Effektgerät und was soll ich sagen: wie Tag und Nacht. Ich werde für die Bühne kein anderes Setting mehr nutzen. Der Piezo ist ziemlich rückkopplungssicher, schnell dran- und abgebaut und günstig, der Sound der IR kommt meinen Ohren nach näher an das Studiomikrofon heran, als ein Kontaktmicro und für manche Sounds will man ja auch diesen grummeligen Piezosound nutzen. Einen Abnehmer auf den Korpus zu kleben ist dann nicht mehr nötig es sollte aber das gleiche Setting sein, wie bei der Aufnahme der IR.
Die günstigste IR-Hardware, die ich gefunden habe, ist das relativ neue Moer Radar für 130¤. Um einen ähnlichen Sound zu erreichen kann man weit mehr ausgeben. Dem jenigen, der den einmaligen Einrichtungsaufwand nicht scheuht gebe ich eine absolute Kaufempfehlung.
Wer nur mal eben einen Weg baucht, sich lauter zu machen ohne viel Priorität auf autentischen Klang (kann ja auch gewollt sein) sollte die oberen drei Tips beherzigen, um das Höhrerlebnis angenehmer zu machen.