Wegen einer anstehenden Auslandsreise brauchte ich einen Bogen, der am Zoll keine Probleme bereitet. Weil ich auf dem langsam unübersichtlich werdenden Markt für Kohlefaserbögen bisher nur die von Arcus kenne (welche mich überhaupt nicht überzeugen konnten), wollte ich in Treppendorf die neuen Trends kennenlernen.
Der für Thomann in Taiwan gefertigte Bogen mit dem Namen "Roth & Junius", den ich neulich kaufte, wiegt mit 80g soviel wie ein leichter Holzbogen, ist tadellos verarbeitet und mit einem wirklich anständigen Bezug versehen, dessen Wert für sich allein bereits den Kaufpreis für den ganzen Bogen übersteigt, wenn man ihn hier daheim beziehen lässt. Der Bogen liegt gut auf der Saite und klingt jedenfalls wärmer als die mir bekannten Arcus-Modelle. Werden eine besondere Klangaura, zuverlässige Reaktion liegend an der Spitze und hohe Präzision bei geworfenen Stricharten erwartet, muss nach wie vor eine hochwertige hölzerne Stange gewählt werden.
Dieser Bogen ist mit seinem Preis gleichermaßen ein gelungener Angriff auf die Carbon-Konkurrenz wie auf unsere hervorragenden einheimischen (Holz-) Bogenmacher, die für die Breitenversorgung produzieren. Das Preis-/Leistungs-Verhältnis ist womöglich hier nur so lange sensationell gut, wie der Käufer den langfristigen Schaden am heimischen Handwerk außer Acht lässt. Ich spiele im Alltag am liebsten Bögen von Hans Karl Schmidt und Paul Weidhaas und die Qualität dieser Meisterwerke führen natürlich zu anderen Resultaten als sie jemals mit Kohlefaser erreichbar wären.
Jedenfalls ist der Roth & Junius ein fast geschenkter Bogen, der sehr ordentlich spielt!