Ich habe den LUKE bestellt, weil mir die Klangbeispiele von Thomann gefallen haben. Tatsächlich klingt er auch genauso wie erwartet. Äußerlich zeigt sich das Kästchen recht hübsch mit golden unterlegtem Plexi-Look und rot erleuchtetem LUKE-Schriftzug. Auch die inneren Werte müssen sich nicht verstecken, wie sich im Labor herausstellte (siehe unten). Ich suchte einen Overdrive nicht nur für E-Gitarre, sondern auch für akustische Gitarre, Jazzgitarre und sogar Nylonstring einsetzen möchte. Heavy Metal ist nicht mein Ding, eher mäßig angezerrte Bluesgitarre.
Wie klingt der LUKE? Ziemlich ähnlich wie andere Overdrives, die eine symmetrische Zerrstufe haben, bestehend aus zwei antiparallelen Dioden. Das Resultat sind vorwiegend geradzahlige Obertöne und starke Kompression. Extrem schräge Sounds kann man damit nicht produzieren, es klingt eher rund und sahnig, und singend, besonders wenn man den TONE-Regler nicht zu weit aufdreht. Dieser reguliert den Höhenanteil (Obertöne). Bei Linksanschlag des DRIVE-Reglers bleibt das Signal fast unverzerrt, dreht man ihn weiter auf, nimmt der Zerrgrad zu, ohne dass die Laufstärke allzu hoch wird. Dabei nimmt wie bei einem Kompressor der Unterschied zwischen lauten und leisen Tönen ab. Dieses Verhalten ist genau was ich wollte. Zum Beispiel Fingerpicking-Blues auf der Steelstring-Acoustic kann man damit schön anwärmen, sogar mit Piezo-Pickup. Ich habe den LUKE mit verschiedenen Amps ausprobiert (Transistor und Röhre), er harmonierte mit allen, sogar direkt ins Pult klingt es sehr ordentlich. Soweit mein vorläufiges Fazit: Genehmigt, darf auf’s Board…
Als Elektronik-Freak habe ich den LUKE natürlich gleich im Labor analysiert, was recht einfach war, weil er sehr sauber in herkömmlicher Through-hole Bauweise gebaut ist, ohne SMD-Bauteile. Vermutlich tatsächlich handgelötet in Deutschland. Der True Bypass ist konventionell mit mechanischem Schalter realisiert und knackt manchmal ein bisschen, was aber kaum stört. Das wesentlich klangbeeinflussende Bauteil ist ein Doppel-Opamp für die Gain/Zerrstufe und die nachfolgende Tonblende. Eingangsseitig erfolgt zunächst eine kräftige Bassabsenkung, die man in 2 Stufen schalten kann. In Stellung BASS OFF werden die Bässe bereits unterhalb 720 Hertz abgesenkt, bei ON liegt der -3dB Punkt bei 360 Hz (Gain und Drive auf Minimum). Das erscheint ziemlich hoch angesetzt, ist aber nötig damit der Sound nicht matschig wird.
Der GAIN-Schalter erhöht die Verstärkung in Stellung ON gegenüber OFF um das 3 bis 4fache, womit man unterschiedliche Pickups gut ausgleichen kann. Mit dem DRIVE Poti kann man die interne Verstärkung bis auf ca. 500 hochtreiben, wobei das Ausgangssignal durch die Zerrstufe auf ungefähr 0 dBu begrenzt wird. Insofern reichen 9 Volt für die Versorgung gut aus, 18 Volt werden akzeptiert, ich konnte aber keinen Unterschied feststellen. Bei Linksanschlag bleibt das Signal nahezu clean. Auf die Zerrstufe folgt dann noch die Tonblende. Das TONE Poti beeinflusst die Höhenabsenkung im Bereich 300 bis 5000 Hz (-3dB Grenze). Abschließend kann man die Gesamtlautstärke mit dem LEVEL Regler einstellen. Alles in allem ein Aufbau ohne Besonderheiten, wie er in vielen Overdrive-Pedalen verwendet wird, aber alle wichtigen Parameter sind sorgfältig abgestimmt. Dafür bekommt der LUKE von mir die volle Punktzahl, lediglich bei den Features ziehe ich einen Punkt ab, weil er halt nur einen Grundsound liefern kann (symmetrische Diodenverzerrung).