Gleichmal vorweg: Ich bin kein Mikrofonexperte, ich bin kein Tontechniker, ich bin auch kein Musiker. Auch habe ich wenig Erfahrung mit dynamischen Mikros, da ich in hauptsächlich mit Großmembran-Kondensator-Mikrofonen aufnehme.
In erster Linie mache ich Sprachaufnahmen für Video-Aufträge (meist Lehrvideos), als auch für eigene (nicht-kommerzielle) Projekte. Ich habe das MXL CR77 für ein Projekt gekauft bei dem das Mikro im Bild sein und auch "was her machen" sollte. Es waren Indoor Sprachaufnahmen in einem nicht wirklich akustisch besonders tollen Raum.
Zuvor natürlich im Web recherchiert, Tonproben angehört und für durchaus brauchbar empfunden. Knapp unter 180€ ist ja auch nix, was man bzw ich einfach so mal ausgibt weils cool aussieht.
Ich bin also schon davon ausgegangen, dass das Mikrofon auch das tut, was ich mir erhoffte.
Plan B war - falls das Mikro dann doch nicht den Sound bringen sollte - dem Sprecher ein Lav zu verpassen bzw. mit einem Richtmikro zu angeln und den Ton parallel damit mitzuschneiden, das MXL also als reine Requisite zu verwenden.
Das war absolut nicht notwendig.
Das MXL ist durchaus sehr Gain-hungrig, ich konnte es aber sowohl mit dem ZOOM H4n Pro als auch dem Tascam DR60-D MkII ohne Probleme (und ohne FetHead) hoch genug aussteuern um ein brauchbares Signal zu bekommen. Hab es auch mit einem Mischer (Yamaha MG10 XU) betrieben und auch hier alles mehr als in Ordnung.
Man bemerkt den Treble Boost des Mikros sehr deutlich. In meinen Ohren klang es manchmal etwas dünn ohne allerdings zu spitz zu wirken. Also nicht unangenehm und nichts, was man nicht mit nem EQ so hinbekommt, wie man es dann haben möchte. Die Richtige Mikro-Technik des Sprechers/der Sprecherin mal vorausgesetzt.
Klar, dieses Mikro ist in erster Linie wohl für Live-Anwendungen gedacht und da macht so eine Präsenz in den Höhen wahrscheinlich durchaus Sinn, im "Studio" ist der etwas deutlichere Einsatz des EQ allerdings in meinen Augen (oder Ohren) nahezu unerlässlich.
Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich und ich empfinde ihn als sehr angenehm. Wohl gemerkt sehr subjektiv gesprochen, hat das Mikro auch einen gewissen "grit", beißt sich also durchaus auch durch ein Sound- bzw Musikbett durch, ohne dass man da allzuviel nachhelfen muss.
Es hat einen durchaus sehr eigenen klang. Den kann man mögen oder nicht. Ich liebe ihn inzwischen.
Mit manchen Stimmen gibt es noch das gewisse Etwas dazu. Es ist sicherlich alles andere als ein neutrales Mikro. Der Frequenzgang ist alles andere als linear, was aber auch durchaus seinen Reiz hat. 50Hz - 14kHz ist für meine Zwecke absolut mehr als ausreichend. Ich setzte meinen Hochpass Filter für Sprache eh ab ~50/60 Hz rum und scheide ab i.d.R. ab 8000Hz auch alles weg.
Das einzige, was ich nicht so toll finde: Es ist halt so gar nicht vom Mikrostativ entkoppelt. Man hört jede Berührung. Der P(l)opp Filter ist okay. Nicht der Wahnsinn, habe aber schön deutlich schlechteres gehört.
Alles in allem: Gekauft in erster Linie für die Optik mit der Hoffnung, dass es auch ordentlich klingt und das tut es für meine Zwecke. Eine super Erweiterung für meinen "Mikrofon-Fuhrpark" und definitiv ein Mikro, das ich regelmäßig auch off-screen einsetzen werde, wenn es Projekt und Stimmen zulassen.