Habe bereits eine Tele Thinline vom gleichen Hersteller, allerdings mit Single Coils und ich wollte mir die Variante mit den vielgeprießenen "Wide-Range Humbucker" leisten. Außerdem gefällt mir der Naturlook.
Fazit: Ich werde sie behalten, aber ich nehme diese Gelegenheit hier war ein bischen Kritik loszuwerden, die natürlich an den Hersteller geht und nicht an Thomann.
Gitarre kam im tadellosen Zustand an und bzgl. Verarbeitung habe ich nichts schwerwiegendendes zu bemängeln (was bei 2300 € gegenüber einer "normalen" Thinline unter 2K€ selbstverständlich sein muss). Der Koffer ist sehr schön im Vintage Stil, allerdings deutlich schwerer als der übliche Hartschalenkoffer von Fender.
Aber, bei ein paar so kleinere Sachen musste ich schon ungläubig den Kopf schütteln!
So war der Knopf des Tonepotis locker (der Mensch von der Qualitätsprüfung war wohl ein Moment abgelenkt) und es waren 9er statt der in der Beschreibung aufgeführten 10er Seiten drauf. Das ist an für sich nicht schlimm, bis auf die Tatsache, dass beim Aufziehen von 10er-Seiten die Sattelkerben etwas knapp sind, d.h. die Saiten stehen etwas zu hoch. Also musste ich bei einer nagelneuen Gitarre eines Markenherstellers in dieser Preisklasse ersteinmal den Sattel bearbeiten...
Im Koffer ist noch eine Metallkappe, die offenbar auf die Reiter passt, aber ich habe das Rätsel noch nicht gelöst, wie die da befestigt werden soll. Weder Klemmen noch Schrauben möglich.
Nun zum Sound:
Akustisch ist die Gitarre schön resonant. Elektrisch hat man tatsächlich einen sehr originellen Sound, der wirklich irgendwo sich zwischen normalen Humbuckern und Singlecoils bewegt. Insgesamt nicht so drahtig und spitz, etwas wärmer.
Das gefällt mir sehr gut, aber wehe man dreht den Volume-Poti zurück! Sofort ist durch das Abschneiden der Höhen, der Sound nicht mehr so schön, nur noch mumpfig. Es fehlt offensichtlich der sog. Treble-Bleed in der Schaltung, den man wegen des absoluten Anspruchs auf naturgetreuen Nachbaus dieses 72er-Modells weggelassen hat. Es handelt sich hierbei um einen kleinen Widerstand + Kondensator am Volume-Poti, der die Höhen beim Zurückdrehen ein Stück weit anhebt. Materialpreis einige 10 Cent. Da das Volume-Poti für mich beim Spielen dazu gehört, ist die Gitarre so erstmal für mich nur teilweise zu gebrauchen. Also musste ich mir die beiden kleinen Bauteile für ein paar Euro auf Ebay besorgen und den Lötkolben hervorholen, um den "Umbau" vorzunehmen. (Nebenbemerkung: Fender hat ein solches "Tone-Saver" im Program für sage und schreibe 72 Euro, Thomann verkauft den zumind. für 49€)
Angesichts des Preises, insgesamt für mich schon eine gewisse Zumutung. Aber was tut man alles aus Liebhaberei (wenn man es sich finanziell leisten kann...)
PS: Auch originalgetreu: Der übertrieben dick aufgetragene Klarlack (habe mich belesen). Da ich von der satinierten Lackierung meiner anderen Thinline verwöhnt bin, überlege ich, ob ich auch deswegen nochmal Hand an die schöne Gitarre anlegen muss.