Ich habe mich schon lange mit der Riviera beschäftigt. Vor allen, als das 1966 Elitist Model nur für den japanischen Markt rauskam.
Eine Bestellung aus Japan war mir dann doch zu umständlich. Umso schöner finde ich es, daß Epiphone die Riviera wieder in das normale Programm aufgenommen hat.
Thomann!!! Wie immer Spitze – Bestellung aufgegeben, Instrument wurde noch am selbe Tag an DHL übergeben.
DHL hatte dann mit anderthalb Wochen untypisch lange gebraucht. Naja, jetzt ist sie endlich da.
Ich habe lange Jahre eine 1993er Epiphone Sheraton II aus Korea gespielt. Also waren meine Erwartungen recht hoch was den Klang und auch Fertigung betraf. Die Sheraton II habe ich vor einiger Zeit an einen guten Kollegen in Bluesclub weiterveräußert.
Die Gitarre Riviera ist zweifach mit sehr stabilen Kartons verpackt mit dem Epiphone-Zertifikat und einem Epiphone Aufkleber.
Ich habe nicht mehr erwartet. Die normalerweise hinzugefügten Koffer und Gitarrengurte benutze ich sowieso nie, also fehlt mir auch hier nichts. Im Gegenteil, wenn die Differenz in Qualität gesteckt wird, finde ich das umso besser.
Die erste Begutachtung ergab:
Die Riviera hat einen Sticker mit der Aufschrift: Handmade in China! Warum ich das betone? Der Herstellungsprozess jeder Gitarre ist recht kompliziert und hat immer viele Arbeitsgänge, die NUR händisch erledigt werden können. Epiphone ist auf ihre handwerklichen Fähigkeiten besonders stolz und weist deshalb explizit mit diesem Aufkleber darauf hin. Fair enough und glaubhaft, denn die Riviera:
hat keinerlei (!) Glitches oder Dots oder Dongels,
hat Creme Bindings, die rundherum ohne Tadel sind,
ist Royal Tan, wunderschöne anzusehen. Einen Hauch dunkler als Honey Burst und faded ins bräunliche,
hat eine sehr schöne Holzmaserung, die elegant duchschimmert,
hat korrekt eingesetzte Volume und Tonknöpfe, alle 4 Regler stehen aufrecht. Ich hatte schon Gitarren, da standen sie etwas schief. Hier nicht!
hat die Mechaniken ebenfalls absolut korrekt angebracht. Sie passen sehr gut zum Stil der Gitarre und sind auch schön anzusehen,
hat einen einteiligen Hals aus Mahagoni. Wow! Das hatte ich nicht erwartet. Bei meiner Sheraton II war es ein dreiteiliger, geleimter Mahagonihals.
hat einen Frequensator mit einem hohen Chrom- und Nickelanteil und glänzt entsprechend edel - also, mir gefällt das,
hat den für die Riviera traditionell etwas längere Kopfplatte und hebt sich damit angenehm vom Einheitsbrei ab,
hat alle Inlays, sowohl in der Kopfplatte wie auch die Parallelinlays im Hals sauber verarbeitet. Keine schwarzen Ränder, die bei ungenauem Zuschnitt aufgefüllt werden.
Diese Riviera ist makellos !!! Hochachtung an die Qualitätssicherung der Firma Epiphone!
Dann erstmal in den Gitarrenständer und ein paar Fotos für meine Freunde gemacht, die schon gespannt auf die Fotos warten.
Ich mochte schon immer die Ästhetik der Mini Humbucker. Sind einfach schön anzuschauen, passen gut zu den Proportionen der Gitarre und drängen sich optisch nicht so sehr in den Vordergrund. Das Schlagbrett in Weiß ist noch mal eine Spezialität für sich und gibt etwas individuelles, was man nicht bei allen Gitarren so häufig sieht.
Dann die Riviera gestimmt und trocken gespielt:
die Saitenlage ist etwas zu flach (ich bin Blueser und Jazzer, wir mögen es etwas härter ),
die Riviera ist bundrein,
das Griffbrett ist Indian Laurel und etwas heller als Palisander, hat trotzdem noch genügend Kontrast zu den Inlays. Es passt aber im Gesamtbild vom Farbton her angenehm zum Royal Tan und spielt sich recht glatt und komfortabel. Bislang dachte ich immer Indian Laurel sei ein Holzimitat aus Kunststoff. Ich habe dann aber herausgefunden, dass es ein richtiges Holz (Terminalia tomentosa) ist und aus Indien und Burma kommt.
Der Halsform ist ein „Rounded C“. Ein Grund, warum ich meine Sheraton II weitergegeben habe war der zu flache und zu breite Mid-60s Hals. Ich hatte mir damals eine Gibson ES 335 1963 Reissue (Custom Nashville) zugelegt und kam danach mit dem Hals der Epiphone Sheraton II nicht mehr zurecht.
Hier bei der Riviera ganz anders! Der Hals ist etwas schmäler und hat etwas mehr Beef. Er ist sehr nah an den Maßen meiner Gibson ES 335 1963 Reissue. Greift sich sehr bequem und auch angenehm. Die Bünde sind gut abgerichtet, keiner steht über oder behindert sonst irgendwie.
Also, das Stimmgerät angeschlossen und Gitarre gestimmt. Die Mechaniken lassen sich gut und präzise drehen.
Die Riviera tönt perlig, leicht höhenbetont. Wenn man hart hinlangt gibt es ganz leichte Nebengeräusche durch den Frequensator, was nicht weiter stört, weil trocken gespielt. Das kannte ich schon von meiner Epiphone Broadway.
Im Vergleich zur ES 335 1963 Reissue kann man den Holzklang beim „Trockenspielen“ nicht ganz so stark durchhören, was wahrscheinlich daran liegt, daß der Korpus der ES 335 etwas größer ist. Aber daß die Riviera eine semiakustische Gitarre ist, das kann sie nicht verbergen. Sie macht schon richtig Ton, auch trocken gespielt.
Als nächstes an den Verstärker angeschlossen. Ich habe die Riviera über folgende Verstärker gespielt: Fender Princeton Reverb, Fender Hotrod Deville und Roland Bluescube Stage (mit Robben Ford und Kirk Fletcher Tone Capsule).
Wow!! Überraschung, diese Minihumbucker haben einen ordentlichen Bums! Die Riviera klingt über alle drei Verstärker richtig gut.
Jetzt auch beim verstärkten Klang, gibt es ein etwas (wirklich nur etwas) höhenbetontes Spektrum. Die Minihumbucker Pro klingen etwas straffer, präziser als normale Humbucker und geben einen wohl definierten Ton. Mit Wohldefiniert meine ich: sumpfen nicht ab, keine Überschneidungen oder Störung im Gesamtklangbild. Richtig angenehm.
Selbst durch ein Zendrive, bei Verzerrung bleiben die Minis identifizierbar und verwaschen nicht.
Hals-Pickup: warmer klang, höhenbetonter Humbuckersound, sumpft nicht ab und wohldefiniert
Mittel Position: Knackig, trocken in den Bässen, Twangy in den Mitten, Nicht ganz so twangy in den Höhen, immer wohldefiniert
Bridge Pickup: Twangy in den Bässen, Mitten und Höhen. Sehr präsenter Klang und immer wohldefiniert
Wobei der Twang der Riviera doch etwas anders ist. Er ist charakteristisch, nicht verwechselbar mit der eines Singlecoils an einer Fender. Ein Humbuckertwang, das ist schon ein neues Erlebnis für mich.
Die Volume und Klangregler scheinen logarithmisch zu arbeiten. Man damit auch sehr schöne Einstellungen erzielen, von warm bis beissend scharf.
Zur Charakteristik der Riviera an den Verstärkern wäre zu sagen:
Roland Bluescube Stage: recht nah an der Röhre arbeitender Transistorverstärker. Kann von warm bis hart eingestellt werden
Fender Hotrod DeVille 212: Gitarre klingt noch breiter im Spektrum
Fender Princeton Reverb: Gitarre kling für meine Ohren hier am besten
Wie gesagt, das sind persönliche Befindlichkeiten. Die Gitarre klingt an allen drei Verstärkern sehr gut, jeder Verstärker gibt halt noch seine eigene Charakteristik mit auf den Weg.
Nochmals, Wow, diese Minis haben richtig Power! Also, chinesische Instrumentenbaukunst und Fertigungsqualität – Hut ab!
Fun-Faktor
Bislang habe ich immer gesagt, egal ob man Blues, Jazz, Rock und Pop spielt, man ist mit einer semiakustischen Gitarre immer gut angezogen. Und das gleiche kann ich auch für die Epiphone Riviera nun auch voll und ganz bestätigen. Die Gitarre hat einen wirklich tollen Sound, ist versatil für die Musikrichtung, hervorragend verarbeitet, eine Freude anzusehen und zu spielen. Die Riviera hat meine musikalische Ausdruckmöglichkeit nochmals deutlich erweitert. Das hatte ich so nicht erwartet!!!