Die Baton Rouge wirkt fast zart und kommt optisch unaufgeregt und elegant daher. Ohne überbordende Zierelemente mit mattierter Sitka-Fichtendecke gewinnt sie durch die Fächerbundierung ihren ganz eigenen Charm. Die Verarbeitung und die Mechaniken sind wie in dieser Preisklasse zu erwarten von allerfeinster Qualität. Da gibt es keinerlei Mäkel oder Unzulänglichkeiten. Ja apropos Fächerbundierung…Ich hatte ehrlich gesagt leichte Bedenken, ist es doch schließlich meine erste Gitarre mit einer solchen Bundierung. Doch die ersten gespielten Akkordfolgen wischen nicht nur alle Bedenken bei Seite, sondern lassen schnell Freude aufkommen. Die Akkorde lassen sich im Großen und Ganzen genauso greifen wie bei einer Gitarre mit Standardbundierung. Eine um oder Eingewöhnungsfase gibt es daher nicht wirklich. Im Gegenteil, da ich anatomisch nicht gerade mit den schmalsten Finger gesegnet bin, haben manche Akkorde wie z.B. der klassische A-Dur immer ein leichtes klirren auf anderen Gitarren hervorgerufen, aber die schräg -stellung der Bünde, kommt einem saubereren Spielen da sehr entgegen. Lediglich bei den Barrés in den tiefen Lagen muss man die Greifhand leicht nach außen drehen, was aber keine wirkliche Schwierigkeit darstellt. Die Saitenlage der Baton Rouge ist optimal. Perfekter geht es einfach nicht. Nichts schnarrt, klingelt oder scheppert. (Leider ist nur der Hersteller, aber weder Stärke noch Legierung des vom Händler aufgezogenen Saitensatzes, vermerkt). Jetzt mal schnell auf drop D runter. Das ist absolut bemerkenswert. Die dicke E-Saite ist wirklich genauso stabil als wäre sie auf E gestimmt. Kein schlappern, einfach absolut knackig. Die straffe Saitenlage lädt zum „hämmern“ und slappen geradezu ein, was natürlich so gedacht ist, wenn man sich schon einmal das virtuose und doch kräftige Spiel von Alexandr Misko zu Gemüte geführt hat. Trotz des eher geringen Gewichtes einer Gitarre dieser Korpus Größe, lässt der Klang keinerlei Wünsche offen. Sie scheint mir etwas lauter als Gitarren mit ähnlichen Abmessungen. Die Klangfarbe liegt eher im hellen klaren Bereich, mit kräftigen Bässen und pressenten Höhen (da die Saiten erst kürzlich aufgezogen wurden, wird der Klang sich sicher noch etwas entwickeln…) Jede Saite ist gut hörbar, kein Ton geht unter. Mein Fazit: Eine außergewöhnliche Gitarre die ihren Preis rechtfertigt. Vielleicht nicht unbedingt das Instrument mit dem man ein paar Klassiker am Lagerfeuer runterreißt. Da gibt es auch wesentlich günstigere Alternativen. Die Gitarre ist für Fingerstyle und Percussion konzipiert. Für Spieltechniken wie sie die „jungen Wilden“ wie eben Misko, Marcin oder Trace Bundy zelebrieren. Wer sich mit diesen zum großen Teil auch äußerst anspruchsvollen Spieltechniken befasst, hat mit der Baton Rouge ein perfektes Instrument zur Verfügung. Der 4 Akkord-Klassiker zwischendurch zum Entspannen funktioniert natürlich auch genauso gut. Ich fände es wünschenswert, dass in Zukunft vielleicht mehr Hersteller im Akkustikgitarren Bereich mit der Fächerbundierung experimentieren. Die Vorteile dieser Bauweise liegen klar auf der Hand und dürfte sicher ( ähnlich wie im E-Gitarren Sektor) ihre Liebhaber finden.